Billig oder preiswert - Bauer Willi ist wütend


Deutschlandradio hat jüngst ein Interview mit Bauer Willi veröffentlicht. Bauer Willi, Teil eines Zusammenschlusses von Landwirten, die regelmäßig in ihrem Blog Rede und Antwort stehen, ist wütend. Weil Verbraucher_Innen auf die Massentierhaltung schimpfen, am Supermarktregal jedoch immer noch billig geil ist.

Wer ein Hähnchen für 2,49 Euro kauft, gibt an der Kasse das Recht ab, sich über Massentierhaltung aufzuregen

Bauer Willi ist ein konventioneller Landwirt aus Nordrhein-Westfalen. Die Kartoffel-Preise, die seinem Nachbarn einen Lohn von 250€ bescheren, haben ihn dazu veranlasst, einen wütenden Brief an die Verbaucher_Innen zu schicken. Wer an der Kasse ausschließlich nach der Leitlinie hauptsache billig entscheidet, hat sein Recht auf die Massentierhaltung zu schimpfen eingebüßt. In seinem Wutschreiben weißt Willi auf den Einfluss der Verbraucher_Innen und die Notwendigkeit hin, Fragen zu stellen und bei dem eigenen Konsumverhalten seinen Einfluss auf die Nahrungsmittelindustrie geltend zu machen. 

"Du, lieber Verbraucher, willst doch nur noch eines: billig. Und dann auch noch Ansprüche stellen! Deine Lebensmittel soll genfrei, glutenfrei, lactosefrei, cholesterinfrei, kalorienarm (oder doch besser kalorienfrei?) sein, möglichst nicht gedüngt und wenn, dann organisch. Aber stinken soll es auch nicht, und wenn organisch gedüngt wird, jedenfalls nicht bei dir. Gespritzt werden darf es natürlich nicht, muss aber top aussehen, ohne Flecken. Sind doch kleine Macken dran, lässt du es liegen. Die Landschaft soll aus vielen kleinen Parzellen bestehen, mit bunten Blumen und Schmetterlingen. Am liebsten wäre es Dir wahrscheinlich, wenn wir noch mit dem Pferd pflügen würden. Sieht doch so nett aus und Pferde findest du so süß! Und die Trecker würden dich auch nicht beim Joggen auf unseren Wirtschaftswegen behindern."

An den Pranger mit uns?

Im interview mit dem Deutschlandradio Wissen ist Willi etwas besänftigt. Unsere Community diskutiert auf Facebook angeregt über Schuld, Verantwortung und das richtige Konsumverhalten. Diskutiert mit!

M.M.E.: An den Pranger gehören jene, die das überhaupt erst möglich gemacht haben. Die alleinerziehende Mutter mit 2 Kindern würde zum Abendessen, nach 8 Stunden schuften, sicher lieber das 40 € Hühnchen servieren, statt dem verseuchten Batteriehähnchen. In Zeiten, in denen man sich verschuldet, einfach weil man Fixkosten hat, is das schier unmöglich. Das erkennt sogar Bauer Willi, die Wut richtet sich nur gegen die Falschen. Das wäre, als würde man die Veganer beschuldigen, am Regenwaldsterben schuld zu sein, weil sie verstärkt auf Soja und Palmöl zurückgreifen müssen..

B.V.M.: An den Pranger gehört hier erstmal niemand, sondern jeder einzelne sollte sein Kosnumverhalten hinterfragen und seine Schlüsse daraus ziehen. Jeder der "die da oben sind Schuld" schreit, gibt seine Verantwortung selbstgerecht an die nächsthöhere Instanz ab.Die Nachfrage bestimmt den Markt. Das Zusammenwirken von Ignoranz(seitens der Konsumenten) und Profitmaximierung(seitens der Hersteller und Lobbyisten) führt zu diesen miserablen Zuständen. Die alleinerziehende Mutter würde sich und ihren Kindern etwas gutes tun, ganz auf tierische Produkte zu verzichten und stattdessen auf pflanzliche Alternativen zurückzugreifen. Und damit sind keine Soja-Schnitzel oder Seitan-Würstchen gemeint, sondern vollwertige Lebensmittel in Form von Hülsenfrüchten, Nüssen, Getreide, Gemüse und Obst. Und Veganer müssen absolut nicht verstärkt auf Soja oder Palmöl zurückgreifen - woher stammt denn diese Annahme?

B.L.S.: Wir als Verbraucher machen das möglich, wenn wir sowas kaufen! Kartoffeln mit Gemüse OHNE Massenfleisch ist auch für eine alleinerziehende Mutter mit 2 Kindern erschwinglich und gesünder - für sie, die Kinder und die Tiere...

A.W.Also ich verwende weder Soja-, noch Palmöl. Ist auch nicht nötig. Diese Öle dürften eher in die komplett überteuerten und in viel Plastik eingeschweissten "veganen" PROUKTE fließen, die zwar "in" aber keineswegs besonders gesund sein dürften. Ich denke da neben diversen Käse- und Wurst-Ersatzprodukten etwa an das populäre und äußerst Gewinn bringende Produkt "Seitan", was nichts anders ist, als reines, im Grundstoff ausgesprochen billiges, Gluten. Da freut sich jeder, der unter einer Zöliakie leidet oder durch das Zeug irgendwann leiden wird. Besonders im arabischen und indischen Raum gibt es traditionelle gesunde, vegane Gerichte, die ohne dieses ganze modische Brimborium auskommen. Fleisch und Käse sind so oder so nicht nötig und auf Antibiotika und leckere Hormone kann ich inzwischen bestens verzichten.

B.L.S.Wir als Verbraucher machen das möglich, wenn wir sowas kaufen! Kartoffeln mit Gemüse OHNE Massenfleisch ist auch für eine alleinerziehende Mutter mit 2 Kindern erschwinglich und gesünder - für sie, die Kinder und die Tiere...

M.M.E.Und inwiefern wäre der Mutter, der Umwelt und den Tierchen damit geholfen? Gar nicht. Gehe ich den alternativen Weg und esse den lieben langen Tag Kartoffeln und Gemüse, unterstütze ich damit Monokulturen, die mindestens genauso viele Tiere auf dem Gewissen haben (mal ganz von Herbiziden und Pestiziden abgesehen). Der Umwelt tust du damit sicher auch keinen Gefallen. So whhhhat? Kaufe ich Bioeier, Zeit meines Lebens, erfahre ich 10 Jahre später, dass die genauso Schrott waren, wie Käfigeier… (sogar noch schwer Dioxin-belastet) Auch weiß ich, dass Bio oder Öko keinerlei Aussagekraft über die Qualität meines Nahrungsmittels hat. Im Umkehrschluss heißt das, wir dürften nur essen, was vor unserer Tür wächst und/oder kreucht und fleucht. Du siehst doch selber, dass selbst ein enormer Anstieg von Vegetariern und Veganern rein gar nichts bewirken, nur neue Märkte, mit noch mehr Schindluder. Das Problem liegt viel tiefer, als ausschließlich beim Verbraucher. Der kann auch nichts dafür dass die Hälfte der Lebensmittel hier weggeworfen werden MÜSSEN.

Ein paar Worte zu Willi gibt es auch auf agrarheute.com.