Da kann ich dir helfen, denn der leckere Holunder ist es nicht wert, aus Angst vor giftigen Doppelgängern liegen gelassen zu werden. Wie du die Gefahr eines „tödlich giftigen Holunder-Doppelgängers” realistisch einschätzen kannst, erfährst du in diesem Beitrag.
Welche Doppelgänger gibt es beim Schwarzen Holunder?
Vor allem im Herbst machen die Schwarzen Beeren des Holunders auf sich aufmerksam. Zu finden ist er im Wald und an Wegrändern, in Parks und in Hecken. Doch wusstest du, dass es zwei Pflanzen gibt, die dem Schwarzen Holunder (Sambucus nigra) zum Verwechseln ähnlich sehen?
Während der Schwarze Holunder in der Reife schwarze Beeren ausbildet, leuchten die reifen Beeren des Traubenholunders (Sambucus racemosa) rot in die Höhe. Wichtig zu wissen ist hier, dass der Traubenholunder genau wie der Schwarze Holunder nur nach Erhitzen der Beeren essbar ist, und zusätzlich auch die Kerne entfernt werden müssen. So lässt sich dann aus den Beeren sogar ein essbares Traubenholundergelee herstellen.
Zudem gibt es noch den Zwerg-Holunder, auch Attich genannt (Sambucus ebulus), der deshalb so heißt, weil er maximal 1,5m hoch wächst. Während die Beeren des Attichs eine kleine Delle aufweisen, besitzen die Beeren des Schwarzen Holunders diese nicht. Zusätzlich wächst der Attich krautig und ist nicht verholzt wie der Schwarze Holunder. Auch an den eher lanzettlichen Blättern sowie seinem widerlichen Geruch kannst du erkennen, dass es sich hier um den Attich, also Zwerg-Holunder handelt. Schau dir die Bilder der drei Holunderarten genau an und lies dir den Holunder-Steckbrief noch einmal durch, falls du unsicher bist.
Ist der Zwerg-Holunder womöglich gar nicht tödlich giftig?
Bisher wird beim Sammeln des Schwarzen Holunders besonders im Internet immer vor der Verwechslung mit dem Zwerg-Holunder gewarnt, dessen Giftigkeit bis hin zu „tödlich giftig” beschrieben wird. Sogar nach dem Kochen seien die Beeren in ihrer Wirkung nach wie vor tödlich giftig.
Doch wusstest du, dass das gar nicht stimmt?
Der Zwerg Holunder (Sambucus ebulus) wird von der Informationszentrale gegen Vergiftungen sogar als “gering giftig” eingestuft. Dies würden sie bestimmt nicht so einschätzen, wenn er wirklich tödlich giftig wäre. Allerdings kann es in der Schwere der Giftigkeit Unterschiede geben.
Gerade für Menschen höheren Alters, die bereits ein Flüssigkeitsdefizit aufweisen, kann der unüberlegte Verzehr von Holunder allerdings zu Erbrechen und Durchfall führen. Ein nicht lange genug gekochter Holundersaft kann deshalb schneller zu Vergiftungserscheinungen führen, da der Saft schneller ins Blut aufgenommen wird als Beeren, die erst verdaut werden müssen. Gerade Kinder sollten daher keine rohen Holunderbeeren essen, da hier nur wenige Beeren ausreichen, um Erbrechen auszulösen. Ich wollte genau wissen, wie giftig roher Holunder ist und habe deshalb den Giftnotruf kontaktiert. Entwarnung seitens der Fachleute: Tödliche Vergiftungsfälle, die auf vielen Internetseiten die Runde machen, sind der Giftnotrufzentrale nicht bekannt.
Die Samen aller drei Holunderarten führen laut Brockhaus (zehnter Band 1990) in ungekochtem Zustand zu Erbrechen. Daher sollte man die Holunderbeeren gleich welcher Art immer mindestens zwanzig Minuten kochen. Durch Erhitzen lassen sich die Giftstoffe sowohl des Saftes als auch der Kerne entgiften. Wissenschaftliche Quellen dafür findest du zum Beispiel im Buch “Giftpflanzen - Handbuch für Apotheker, Ärzte, Toxikologen und Biologen” von Frohne und Pfänder aus dem Jahr 1982 auf Seite 81.
Lange genug gekocht, sind die Kerne des Schwarzen Holunders ebenfalls ungiftig. Sogar grüne Beeren eignen sich für die Zubereitung, zumindest gekocht für zum Beispiel „Grüne Kapern”.
Fazit: Der Zwerg-Holunder ist kaum giftiger als der Schwarze Holunder. Alle drei Arten sollten dennoch unbedingt für den Verzehr der Beeren lange genug erhitzt werden, um die Giftwirkung zu neutralisieren. Die Wahrscheinlichkeit, schwarze Beeren des Attichs zu sammeln, ist aufgrund seiner markanten Merkmale eher gering. Ich gebe jedoch bei all diesen Informationen keine Gewähr und übernehme keine Haftung über die Richtigkeit.
Wenn du dennoch bei der Bestimmung und durch die vielen Informationen im Internet verunsichert bist, solltest du auf das Sammeln der Holunderbeeren verzichten, und auf gekaufte Ware zurückgreifen.
Der Zwerg-Holunder als Heilpflanze
Heute wird der Zwerg-Holunder/Attich zwar nicht mehr als Heilmittel verwendet, er war aber früher als Heilpflanze sehr beliebt. Wegen seiner harn- und schweißtreibende Wirkung wurden die Wurzeln und Früchte des Sambucus ebulus bevorzugt in der Volksmedizin genutzt. Beim Sammeln der Wurzeln kam es jedoch gelegentlich zu Verwechselung mit Wurzeln der Tollkirsche und dementsprechend zu Vergiftungsfällen, denn Tollkirsche kann bei schon zehn bis zwölf Beeren für Erwachsene tödlich sein. Früher wurde sogar aus den Blättern Attichtee zubereitet, der jedoch ebenfalls bei zu großer Menge zu Durchfall und Erbrechen führte. Aufgrund dieser Vorfälle kann es sein, dass sich der Mythos der tödlichen Vergiftungen bis heute sogar ins Zeitalter des Internets so lange gehalten hat, und weiter verbreitet wird. Es kann auch sein, dass sich damals durch Durchfall und Erbrechen ernste Folgen für die Gesundheit der Menschen ergeben haben, die heute aufgrund unseres medizinischen Fortschritts nicht mehr lebensbedrohlich sind.
Was tun bei einem Vergiftungsverdacht bei Holunderbeeren?
Solltest du dennoch Symptome einer Vergiftung nach dem Verzehr von Holunderbeeren verspüren, solltest du zusätzliches Wasser trinken, um die Giftstoffe zu verdünnen. Die Einnahme von Aktivkohle bindet zusätzlich die Giftstoffe. Ansonsten ist es gut, die Giftnotrufzentrale anzurufen.
Wenn du alle Hinweise beachtest, kann dem Sammeln der gesunden Holunderbeeren eigentlich nichts im Wege stehen. Die Beeren des Schwarzen Holunders lassen sich zu Holundersaft, Holundergelee und vielem mehr zubereiten.
Wo du die nächsten Holunderstandorte in deiner Nähe findest, siehst du auf der mundraub-Karte.
Diese Beiträge könnten dich ebenfalls interessieren: