Liegt das Paradies für Mundräuber im Osten?

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<p><strong>Historisches Erbe Berlins raunt noch in den Wipfeln städtischer Obstbäume</strong></p>

<p>Gibt es Unterschiede bei der Verfügbarkeit von öffentlichen Obstbäumen im Osten und Westen der Republik? Dieser Frage ging ein Forscherteam des Fachbereichs Landschaftsökologie der Humboldt Universität Berlin nach und hat gleich mal vor der Haustür begonnen.</p>

<p>Das Forschungsteam wertete Daten aus der eigenen Feldforschung aus und reicherte diese mit Daten aus der <a href=mundraub-Karte an. Sie schauten sich mehrere Landnutzungsklassen an, auf denen die Bäume standen (z.B. Parks, Plätze oder Straßen), verschnitten die Daten miteinander und kamen zu einem erstaunlichen Ergebnis. Noch 25 Jahre nach der Wiedervereinigung ist die Obstbaumdichte im öffentlichen Stadtraum Ostberlins um einiges höher als im Westteil! Hier stehen nämlich neun Bäume auf einem Hektar gegenüber zwei Bäumen im Westen.

Woran das liegt, kann man nun spekulieren. Zum einen vermuten die Wissenschaftler, dass die Ergebnisse auf die politischen, sozialen und kulturellen Systeme während der Teilung der Stadt zurückzuführen sind. Zum anderen kann es aber auch an unterschiedlichen städtebaulichen Entwicklungen in der jüngsten Vergangenheit liegen. Eine weitere Stadt wurde untersucht, nämlich Leipzig. Hier stehen sechs Obstbäume pro Hektar, also immer noch mehr als im Westteil Berlins.

Ob der Osten Deutschlands eher ein Mundräuberparadies ist als der Westen, kann man aus dieser Aussage noch nicht ableiten. Dafür bedarf es einer flächendeckenden Analyse des Bestandes und des kulturellen Selbstverständnisses zum Obstsammeln, aber auch rechtlicher Klärung. Das Verkehrsministerium Sachsen-Anhalt erlaubt beispielsweise die Beerntung an öffentlichen Landesstraßen.

Die Motivation zur Neupflanzung von Obstbäumen im öffentlichen Raum ist heute jedoch eine ganz andere, als sie es in der ehemaligen DDR war, denn es besteht im Moment keine Notwendigkeit, dass öffentliche Früchte zu Versorgung der Bevölkerung dienen müssen. Vielmehr steht die Erholung und das gemeinschaftliche Naturerlebnis im Vordergrund. So kann man ähnliche Bewegungen wie mundraub in entwickelten Ländern, wie

beobachten und erklären.

Wir freuen uns, dass die sozialen und landschaftlichen Wirkungen essbarer Gemeingüter nun auch in der Wissenschaft auf Interesse stoßen und auch weiter verfolgt werden sollen. mundraub wird hier sicher einen großen Beitrag leisten können.

Eine Zusammenfassung der Studie findest du hier.

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Ich würde sagen, dass der Osten definitiv das größere Paradies als der Westen ist. Ich komme zwar aus dem Westen, bin aber schon sehr viel rumgereist in Deutschland und kenne Menschen überall verteilt. Im Osten finde ich findet man noch viel mehr Möglichkeiten für einen kleinen Mundraub! ;)

Viele Grüße

Marco

Teils, teils.

Ich komme aus Berlin-Pankow und habe mich schon vor dem Mauerfall für das Obst in Grünanlagen, Hinterhöfen und im Umland interessiert. Natürlich bin ich fündig geworden und habe Mirabellen, Maulbeeren, Aronia, Schlehen und Goldjohannisbeeren gepflückt. Zwei fantastische Maulbeerbäume auf einem Friedrichshainer Hinterhof wurden kurz nach der Wende beseitigt, um dem Fuhrpark einer Baufirma ausreichenden Stellplatz zu verschaffen. ALs ich nach dem Mauerfall auch die Parks im Westteil Berlin sehen konnte, fielen mir die vielen Kornelkirschen auf. Die hatte ich aus der DDR wenig bis gar nicht in Erinnerung.

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wo gibt es Obst in München?In der Grossmarkthalle?

Bei uns sind wild lebende Obstgehölze eine Rarität.

In unserem Dorf war ein Apfelbaum ausserhalb des Altenheimes. Ich glaube, jemand hat beobachtet, wie ich die Früchte erntete, denn im nächsten Jahr war er weg.

Einzig Bahndamapfelbäume gibt es hin und wieder. Einer viel dem Biber zum Opfer.

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Obst aus München schmeckt einzigartig. Nirgendwo habe ich etwas vergleichbares gefunden.

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Was für einer Frage, auch ohne neue Studien hätte ich ganz klar mit JA geantwortet.
1.  Wie schon angesprochen spielte die Selbstversorgung in der DDR eine größere Rolle als in Restdeutschland. Und das Lebensalter von Bäumen beträgt Jahrzehnte.
2.  Dazu führten solche Aktionen wie "Freie Fahrt für freie Bürger" des ADAC zur Abholzung von Alleen. Dieser Verein vertritt übrigens heute noch primär (wenn auch gelegentlich mit grünem Mäntelchen) Interessen einer übergeschnappten Auto- und Asphaltwirtschaft.
Beste Grüße

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Interessantes Thema, das allerdings sicher aussagekräftiger würde, wenn es auch auf ländliche Regionen ausgeweitet würde. Ich kenne "hüben wie drüben" Dörfer, deren hinausführende Straßen mit jeweils einer Obstbaumart bestanden sind. Tatsächlich ist auch mein Eindruck, dass das im Osten häufiger ist. Vielleicht wurden sie im Westen einfach bereits häufiger gerodet, um Straßen zu verbreitern?

Auch interessant fänd ich eine Untersuchung über die Moden bei der Grüngestaltung mit Ziergehölzen um Wohn- bzw. Grünanlagen. Meine Theorie: je nachdem, wann Modernisierung oder Neubau stattgefunden haben (im Osten ja recht gut auf die vergangenen 25 Jahre eingrenzbar), finden sich mehr oder wenige Arten/Sorten, die sich auch zum Mundräubern eignen (Blutpflaumen, Felsenbirnen, Zierquitten, Aronia, Berberitzen... ).

Die Genannten finden sich in West & Ost sicher etwa gleichermaßen, da Sträucher im Gegensatz zu Obstbäumen schneller Früchte tragen. Somit wird das eine Frage des Sammelfokus' :-)