Von Dumpstern, Mundräubern und Dieben


Die ist der Erste Teil unserer Serie zum liebevollen Umgang mit Kritik. Wir lieben Kritik. Vor allem, wenn sie konstruktiv ist. Mit der Reihe von Blogeinträgen „Von Dumpstern, Mundräubern und Dieben“ möchten wir einen Teil unseres regen E-Mail-Verkehrs und Presse-Feedbacks rund um die Themen Schädigung der Landwirtschaft, Aufruf zum Hausfriedensbruch, aber auch Debatten um Dumpstern (auch bekannt als Containern) und Nahrungsmittelverschwendung an euch weitergeben und diskutieren. Aufhänger für Teil 1 ist ein Artikel aus der Süddeutschen, der uns viel Freude und eine angeregte Diskussion beschert hat.

„mundraub.org vermittelt Früchte, die keiner ernten will. Ist das kriminell oder vorbildlich?“ fragt die Süddeutsche Zeitung in ihrem Artikel vom Wochenende. Birgit Lutz und Nadia Pantel reihen sich damit ein in eine Debatte um Anspruch, Wahrnehmung und Legalität unseres Projektes, die von Anfang an unser Tun begleitet hat. Zu dem Thema erhielten wir außerdem vor Kurzem eine Einsendung, die uns kräftig geschüttelt hat. Ein Nutzer schrieb uns einen empörten, bitterbösen Brief. Eine Antwort haben wir bereits versandt. Hier nun ein fingierter Schlagabtausch unseres Kritikers und der SZ-Beilage vom Wochenende. 

Nutzer: „Ich begreife kein bisschen von der Idee, die hinter diesem Projekt stehen soll (…). „

SZ: „Die Idee (…): Menschen tragen in einer interaktiven Karte den Fundort von allem ein, was wild wächst und den Eindruck macht, als ob es essbar wäre und von niemandem gepflückt wird. Und andere Menschen können (…) dann ernten.“

Nutzer: „Ich kann daran wirklich überhaupt nichts Gutes entdecken und ich halte das für den grössten Schwachsinn, den ich seit langer Zeit im Netz entdecken konnte.“

SZ: Es „(...) verkommt einerseits nichts, und andererseits wird weniger Essen gekauft, das zuvor um die Welt gekarrt wurde.“

Nutzer: „Gibt es hierzulande eine Hungersnot ? geht es Euch oder den Teilnehmern Eurer "Camps" so schlecht, dass das, was ihr tut wirklich nötig ist ?“

SZ: „Gildhorn geht es (...) um mehr, als an kostenlose Lebensmittel zu kommen. (…) Gildhorn möchte dazu anregen, wieder aufmerksamer durch die Natur zu gehen und zu überlegen, was man selbst tun kann, damit das „öffentliche Obst“, wie er es nennt, erhalten bleibt – denn nach und nach werden zum Beispiel viele Obstbaumalleen abgeholzt, die es im Osten Deutschlands noch gibt.“

Nutzer: „Mit Eurer Idee befeuert ihr auf geradezu glänzend hirnlose Weise das komplett asoziale und anti-natürliche Verhalten der Menschen, die bei Euch mitmachen, inklusive Euer eigenes. Ihr gehört zu denen, die einfach den Hals nicht vollkriegen, anstatt sich die Hände schmutzig zu machen und selbst was für die eigene Ernährung zu tun.“

SZ: „Ein Ausgleichshobby für gestresste Großstädter? (…) Am vergangenen Wochenende haben die Mundräuber mit 16 Leuten zehn Tonnen Äpfel eingesammelt. „Wir waren völlig fertig,“ erzählt er, „und genau das will ich auch: dass die Leute wieder ein Gefühl dafür bekommen, was eigentlich für eine Arbeit in einem Apfel steckt, welche Arbeit Obstbauern und überhaupt Bauern verrichten. Wenn man einen Apfel nicht im Supermarkt kauft, sondern selbst auf den Baum klettert, den Apfel pflückt, mit einer Schubkarre wegfährt – dann schmeißt man so schnell keine Lebensmittel mehr weg. Dann erkennt man auf einmal den Wert der Dinge wieder.“

Nutzer: „Geht nach hause. Pflanzt Eure eigenen Sträucher und Bäume. Kümmert Euch um sie. steckt die Hände in den Dreck und verdient Euch das, was im Herbst runterkommt.“

SZ: „Nach den Erntecamps gibt es nun auch umfassendere Projekte, bei denen Gemeinden beraten und unterstützt werden. Das größte ist im niedersächsischen Hasetal. Der Zweckverband des dortigen Erholungsgebiets hat entlang des 200 Kilometer langen Radfernwegs „Hase-Ems-Tour“ Tausende Obstbäume gepflanzt, die zur freien Verfügung stehen. mundraub hat die 16 Gemeinden entlang des Radwegs bei einem Konzept unterstützt, wie die Bäume nachhaltig gepflegt und genutzt werden können – über Baumpatenschaften etwa.“

SZ: Dass die Mundräuber gar keine Räuber sein wollen, wird damit vielleicht etwas deutlicher.“

Nutzer: „Hoffentlich wird Euch der Mund geraubt. Vielleicht könnt ihr ja auch Intelligenz und Sozialität beweisen und einfach den Laden dicht machen. Dann wäre vor allem der Natur ein besonderer Dienst erwiesen.“

Wir bedanken uns für das Feedback und hoffen, so schnell nicht den Mund geraubt zu bekommen. Mit dieser zugegeben etwas polemischen Diskussion möchten wir keineswegs Kritik, die uns erreicht, ins Lächerliche ziehen. Sie soll lediglich ein Anstoß einer spannenden Debatte und ein Hinweis auf Aggressionspotenzial, aber auch Tragweite und Ernsthaftigkeit unseres Projektes sein. Im nächsten Teil dieser Serie befassen wir uns mit einer Nutzeranfrage zum Thema Dumpstern (Containern, Müllsammeln) und freuen uns auf regen Kommentarbetrieb auf Facebook, Twitter und in unserem Blog.

Maria für die Mundräuber

Der Original Artikel vom 14.09.2014 in der Süddeutschen Zeitung. Danke an die Autorinnen für diese reflektierte Recherchearbeit!!

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Auch meine Familie beseitzt eine wunderschöne Streuobstwiese, die regelmäßig, ganz offen (auch in unserem Beisein) abgeerntet wird. Und es werden nicht nur ein Paar Äpfel oder eine Handvoll Beeren mitgenommen, nein, es wird Körbeweise geklaut. Erwischen wir die Diebe, fehlt es den meisten an Schuldbewusstsein und fast jedes Mal werden wir mit dem Hinweis auf solchen Seiten und Communities wie mundraub.org abgekanzelt. Ich finde, dass ein kritikloser Umgang mit mundraub dem echten Diebstahl Vorschub leistet. Wenn man eure Facebook-Gruppe anschaut, wird man sich mit viel Ignoranz, Unrechtbeuwsstsein und Rücksichtslosigkeit konforontiert. Es feht an Verständnis für nachhaltigen Umgang mit der Pflanzen- und Tierwelt. Der Kommentar des Nutzers "der Troll" spricht mir voll aus der Seele und ich finde es erbärmlich, dass ihr in der Tat in eurem fingierten "Interview" die wichtigsten Krtitikpunkte nicht nur aus dem Zusammenhang gerissen dargestellt habt, nein, ihr habt die meisen unerwähnt gelassen. Wir zb. lassen sehr viel Obst und Beeren an den Bäumen und Sträuchern für die Tiere, so wie wir auch viel Fallobst liegen lassen. Unzählige Tiere sind darauf als Nahrungsquelle angewiesen und zwar über das ganze Jahr. Das ist gelebte Nachhaltigkeit und Naturschutz. Liest man die Kommentare auf eurer FB-Seite, erfährt man, dass viele Mundräuber das Obst kistenweise abernten. Eine Nutzerin schreibt zb. von 30kg Pilzen, die sie gesammelt haben, ein andere postet Bilder von 5 kg Bärlauch, etc. Steht so etwas noch im Einklang mit Naturschutz? Ganz sicher nicht und ihr leistet mit eurem kritiklosen Umgang mit solchen Nutzern den Schäden an der Pflanzen- und Tierwelt Vorschub. Schlimmer noch, melden sich Kritiker zu Wort, werden diese sofort aggressiv angegangen. Es mag sein, dass die Idee hinter mundraub.org eine gute ist, aber viele Nutzer dieser Idee sind es eben nicht.

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Ein ganz kleiner Zeitungsartikel hat mich auf euch aufmerksam gemacht.
Sofort bin ich auf eure Seite ins Internet und habe die Kommentare gelesen.
Schön, dass sich die Menschen dafür interessieren und ihre Meinungen austauschen.
Ich -als ältere Generation ( 63 J.) habe dazu natürlich auch eine Meinung.
In unserer Gemeinde stehen viele Sträucher am Waldrand und eine Streuobstwiese.
Voller Freude haben wir geerntet. Natürlich nur für ein paar Gläschen Marmelade .
Und vor allem, nicht radikal alles abgeerntet ! Die Gier sollte nicht so weit gehen, dass für andere nichts übrig bleibt. Auch die Tiere brauchen ihre Ration.
Ein gutes Gefühl für die Umwelt und Mitmenschen zahlt sich aus.
Welch herrliches Gefühl ist es , wenn die gesammelten Beeren gekocht und die Marmeladen in den Gläsern fertig sind? Voller Stolz bewundert man das " selbstgemachte" ! Und wie das schmeckt!
Dieses gefühlvolle sammeln haben wir als Kinder schon gelernt-wir mussten dafür viele Wochenenden
opfern. So kamen wir im Winter zu unseren süßen Schleckereien, wie Marmelade , Kompott, Säften.
Solche Erfahrungen muss man an die nächsten Generationen weitergeben, es sind Bereicherungen in unserem Leben.
Toll, dass es eure Seite gibt, weiter so! Die Idee ist super !
Und- es gibt überall Nörgler und Besserwisser,aber -alles hat 2 Seiten.
Wenn man in eine Streuobstwiese plündern geht,sollte man vorher fragen! Wegen ein paar Äpfel ,die am Boden liegen ,wird sich niemand aufregen! Wenn ich mal gerne aus einem Garten naschen möchte, läute ich und gleich ergibt sich ein nettes Gespräch und ich gehe reich beschenkt weiter.
Gratuliere euch zu dieser Idee und gerne sende ich auch ein paar Tipps.
Grüße an alle und erfreut euch an der Natur und ihrem Reichtum.

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Hallo Mundräuber,
ich finde die Idee und auch die Diskussion sehr spannend, teils jedoch überflüssig: Muss es denn überhaupt "Raub" sein? Wenn es nicht um diesen "Kitzel" geht, habe ich einen anderen Vorschlag:
Ich habe jetzt 25 Jahre lang einen großen Garten und wie Pflanzen so sind: sie vermehren sich. So könnte ich jetzt zu verschiedenen Jahreszeiten Kräuter, Himbeeren, Mirabellen, Apfel & Quitte zur Ernte anbieten, weil ich die Verwertung alleine nicht schaffe und wenn ich Freunden sage: holt euch... dann kommt am Ende doch fast keiner, nur wenn ich die Tüte fertig gepflückt mitgebe, freut man sich. Auf so viel Faulheit habe ich keine Lust.
Viele Menschen haben mehr als sie brauchen und könnten das ganz legal abgeben, es könnten sogar Freundschaften und regelmässige Erntebesuche entstehen, vielleicht bekommt die Omi, die ihre Bäume anbietet, weil sie nicht mehr auf die Leiter klettert, von ihren Erntern ein paar Gläser Marmelade/Flaschen Saft und alle sind glücklich und die Nixgönner und Alleshabenwoller können nicht meckern...
Natürlich dürfen bei einer solchen Aktion nicht fremde Gärten abgeerntet werden ohne Klärung des Besitzes. Das steht wohl nicht zur Debatte.
Allerdings hatte ich gerade eigene Äpfel - so eine köstlich duftende Sorte - mitgenommen zu einem Kurs mit Kindern und einer sagte schmatzend: SO einen Apfel - er hatte wohl 2 "Stellen" - würde meine Mutter nie essen!

So isses...
Liebe Grüße
Andrea

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hallo
mal sehen, ob das hier unzensiert reingestellt wird...

ich wars, der so polemisiert hat und ich möchte hier noch einmal ein paar meiner kritikpunkte stichwortartig zur diskussion stellen, die im obigen artikel meiner meinung nach bewusst ausgeklammert wurden.

-die karte : ist eine kartographierung natürlicher resourcen, ein letzter schatz der bedrängten natur hier, für jeden zugänglich. eine ernteaktion ist genauso wenig kontrollierbar wie eine facebookparty, missbrauch jederzeit möglich, die websitebetreiber halten sich aus jeglicher verantwortung für die eingestellten fundorte heraus. was haben so bedrohte pflanzen wie heidelbeeren auf dieser karte verloren ? wissen die meisten hier, was bärlauch macht, wenn man ihn jahr für jahr im jungstadium aberntet ? wer schützt unwissende vor falsch als essbar oder öffentlich gekennzeichneten pflanzen ? wer zeigt sich für den flurschaden verantwortlich, der bei einer ernte im wald oder auf wiesen entsteht ? ist derjenige, der eine markierung hochlädt auch sofort pate für diese entdeckung und kümmert sich um ihren schutz ? wieso kann jeder die karte einsehen, ohne zum beispiel die mundraubregeln vorher bestätigt zu haben ?

-wildtiere : die leben von dem, was wir ihnen lassen. ist eh schon wenig, jetzt werden auch noch die letzten verbliebenen reste digtalisiert und wie ich den kommentaren hier entnehmen kann in bare münze umgerechnet. geldwert. davon kann sich eine wildbiene, wespe oder ein igel nix kaufen.

-übererntung : ernten will gelernt sein, die blanke öffentliche darstellung von allen fundorten in der umgebung ist eine einladung zum zu früh ernten, zu viel ernten, zu viel schaden beim ernten anrichten, zuviel wegschmeissen, weil man es nicht verarbeitet bekommt. eine ernteaktion kann den wert der ernährung im ansehen unerfahrener durchaus heben, wenn sie von fachleuten begleitet wird. ist das bei jeder durch mundraub ausgelösten ernte der fall ???

- bewusstsein für die natur dadurch schaffen, dass man grösstmöglichen nutzen daraus zieht, finde ich höchst bedenklich. ernte ist das ergebnis eines pflegeprozesses. wo wird diese arbeit, die zur ernte führt hier in derselben gewichtung dargestellt wie die angepriesene bereicherung durch freie früchte ? kommt das in gruppen geerntete denn armen kindern zugute ? ich halte das hier für einen ziemlich abartigen urbanen sport...

nicht alles an der mundraub idee ist schlecht, das habe ich bei einem intensiven telefongespräch mit einem der mitarbeiter kommuniziert, wurde hier allerdings schön ausgeklammert. die bewahrung öffentlicher fruchtfelder ist wichtig, dafür aufmerksamkeit zu schaffen ist wichtig, schön dass es leute gibt, die sich dafür engagieren. die art der darstellung hier, die art der wissensvermittlung, der inhalt einiger hier veröffentlichten artikel und die süffisanz der betreiber, sich der verantwortung einer datensammlung dieser art und ihrer veröffentlichung nicht zu stellen ist schlimm und schädlich.

ich weiss, keiner kann mich dazu zwingen, dies hier zu mögen, danke, das weiss ich. auf gefahren hinzuweisen war noch nie besonders populär...

Profile picture for user Susanne J.

Wir sind leider leidgeprüfte Besitzer von Streuobstwiesen, auf denen das Obst oft und gerne "geklaut" wird. Und zwar nicht um mal ein Körbchen Äpfel oder Birnen zu ernten. Nein, da werden alle Bäume komplett geerntet.
Wir ernten aber gerne selbst, aber vielleicht nicht an dem Termin der dem Dieb als Erntereif vorkommt. Man kann das auch erkennen, es werden nämlich immer wieder neue Bäume gesetzt.
Man kann doch nicht einfach davon ausgehen, weil dort reifes Obst hängt, dass dieses nicht geerntet wird. Vielleicht soll es ja zwei Stunden später geerntet werden. Dann kommt der Besitzer hin und nichts ist mehr da. Ist uns gerade am Samstag passiert.
Wer überprüft die Meldungen die in mundraub.org eingestellt werden?
Werden die Besitzer kontaktiert und dort nachgefragt?
Hierzu bitte mal eine Stellungnahme von mundraub. Danke

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Zu dem Kritikbrief braucht man eigentlich nichts sagen, ziemlich polemisch und schlichtweg dämlich. Wie soll in einer Großstadt, vielleicht noch in einer Plattenbausiedlung, jeder mal eben Sträucher und Bäume pflanzen und die Zeit nehmen, alles zu pflegen? Und seit wann ist es verwerflich, ein bisschen Geld zu sparen und kostenlos Äpfel, die herumliegen, zu sammeln? Darüber hinaus geht es auch um den gesundheitlichen Nutzen, selbstgemachter Apfelsaft ist besser als gekaufter, lokales Obst besser als ewig gelagertes Obst von sonstwo.

Insgesamt finde ich die Mundraub-Idee super, habe auch schon einige Stellen in meiner Stadt herausgesucht, wo ich mal nachschauen möchte.

Das Einzige, was mir als Gegenargument in den Sinn kommt, ist, dass die heimischen Bauern/Firmen weniger Umsatz machen, wenn mehr Leute sich ihr Obst selbst beschaffen oder beispielsweise keine Marmelade mehr kaufen, sondern nur noch selbst aus Selbstgepflücktem machen.

Das beschäftigt mich schon etwas, gerade wenn der Mundraub durch Seiten wie diese populärer wird — wobei ich nicht glaube, dass dies passieren wird, da die Massen an Couch-Potatoes/Fertiggerichte-sind-meine-Vitamine-Leute bleiben (die sich halt auf anderen Seiten im Netz herumtummeln).

Andererseits: Wenn Leute sich mit gesunder und umweltbewusster Ernährung befassen, selbst Obst pflücken und verarbeiten, vielleicht konsumieren (kaufen) sie dann ohnehin extra viel Obst und Gemüse von heimischen Erzeugern?

Zudem finde ich das angesprochene 100KG-Pflücken auch etwas bedenklich. Das hat mich auch davon abgehalten, zwei gute Fundstellen zu posten, weil eben zu wenig dran war (2 KG Hagebutten) und ich ehrlich gesagt nicht möchte, dass im nächsten Jahr jemand alles wegnimmt und gar nichts mehr da ist. Ok, bin eben asozial und anti-natürlich!

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Mir tut es jedesmal "weh" wenn ich sehe, wie viel Obst an den Allee zermatscht liegt und (fast) niemand sich danach bückt - und dann seh ich erstaunt, dass es in anderen Kulturkreisen anscheinend dazu gehört Nüsse, Maulbeeren, Holunder , Holzapfel .... und und und zu ernten und zu genießen.
Die erstaunten, fragenden Blicken unserer Besucher beim Naschen im Vorübergehen an unserer Riesenfelsenbirne ist mir dann auch klar, dass nicht nur Desinteresse sonder auch mangelnde Kenntnis der alten Obst; Nutzpflanzenarten dazu führt, dass lieber die Physalis aus dem Supermarkt als die Quitte vom Feldrand gegessen wird.

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In Zeiten, wo alte Menschen Nebenjobs brauchen, weil sie von ihrer Rente, für die sie ein lebenslang gearbeitet haben, nicht leben können, entbehrt es doch jeglicher Diskussion ob man Obst etc. was m Wegesrand wächst mitnehmen kann oder nicht.
Ich kann z.B. für ein Kilo Reneclauden keine 4,99 € bezahlen. Und für ein Kilo Äpfel 1,99 € auch nicht. Das billigste Kilo Kirschen kam 3,99 €. Das ist doch nicht normal, oder?

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@Peter S.
Ich bin noch ganz neu hier und von der Mundraub-Idee begeistert. Es gibt hier auch in Görlitz so manche öffentliche Bäume, wo das Obst einfach nur runterfällt und verfault. Allerdings verstehe ich die Mundraub-Idee auch als teilen: Muss ein Einzelner mit Hilfe der Familie (Tochter, Enkelin) über 100 Kg Äpfel ernten, also alles abernten? Gehören öffentliche Bäume nicht allen und nicht nur dem "Erstentdecker"? Ich kenne hier eine öffentliche Wiese mit schönen Apfelsorten (eine allgemein bekannte Adresse), wo "Mundräuber" etc. selbst noch die unreifen Äpfel von den Bäumen holen, Fallobst aber gern liegen lassen... Ich verstehe Mundraub als Gelegenheit, sich für den eigenen Bedarf zu bedienen, aber nicht als flächendeckende "Abernte". Lasst allen andern, auch Spätkommern, noch eine Chance... :)

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Mir gefällt die Idee sehr gut, auch Containern oder dumstern (was auch immer das heißen mag) finde ich sehr sinnvoll. Leider wird das mehr und mehr beschränkt, Tore verriegelt, usw. Damit soll vermutlich das Kaufen von "frischen" Sachen erzwungen werden...Ich kaufe auch sehr gern regional ein, das ist zwar teurer, gleicht sich in Kombination mit obigem aber wieder aus : )

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Unterschreibe gern jeden Kommentar dazu auf dieser Seite. Fragt doch mal den Herrn Nutzer, ob er beim Pilze sammeln auch so denkt?
Ich jedenfalls habe dieses Jahr schon meine Tochter (32) zum Äpfel sammeln gefordert, und nach gemeinsame 60 kg war sie dann doch sauer. Heute nach weiteren 45 kg gehts mit meinen Enkelinnen (3 + 6 Jahre) Freitag nachmittag in den Spreewald zum Versaften der Ernte - wie sollen die Zwerge sonst verstehen, wie Obst und Gemüse zu Lebensmitteln auf dem Küchentisch wetden.
Und - macht weiter! Die Werbung im Radio für die Mundräuberei im Berliner Raum gefällt mir übrigens ganz gut.
Gruß Peter

Profile picture for user Maria S.

Lieber Heinz. Danke für dein Feedback. Einen ersten Versuch, der in eine ähnliche Richtung geht, haben wir mit der ersten Mundraub-Region im Hasetal (erfolgreich) gestartet. http://mundraub.org/hasetal
Wenn wieder ein wenig Luft ist (die nächsten Ernte-Camps stehen noch aus), melden wir uns aber gerne noch einmal! In welcher Region setzt ihr denn eure Familienpower ein und habt ihr schon Kontakt zur Gemeinde aufgenommen? Viel Kraft euch und bis in Bälde!

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Moin, sehe euer "Treiben" schon länger mit an und finde das dies - allgemein gesprochen - einem wesentlichen Teil unseres eigentlichen Menschseins entspringt,
sich selbst betätigen, aktiv beim eigenen und/oder Anderer "Erwerb der Mittel zum Leben" beizutragen . . . tausend Möglichkeiten fallen mir dazu ein . . .

EINE Idee - ganz aktuell, da in unserem Gemeindegebiet die verflixte !!! Flurbereinigung zu keinen brauchbaren, überlebenswichtigen Verbesserungen geführt hat - die bisherigen Landschaftsstrukturen ("Ausräumung" der Landschaft)
werden durch die neuen Besitzverhältnisse zementiert -

was haltet ihr von : Mitgestaltung - in einem ziemlich weiten Sinne - auch
Neubeginn durch Anlegen von neuen Obstbaumstreifen, ev.
Streuobstwiesen mit Allmendcharakter - beispielsweise . . .
- hier sind noch mehr kreative Ideen gefragt -

- `bin selbst Biolandwirt - mit langfristigen Ambitionen - und eigenem Ackerland, Grünland und Wald - suche Ideengeber und Mitgestalter - unsere Familien"power"
reicht nicht mehr . . .

ein erster Kontakt über c53heger@googlemail.com

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Es gibt immer Trolle, und das ist der Neid pur! Weitermachen! Kritik, die nicht persönlich ins Gesicht gesagt wird, ist immer einfach, das ist das Los des Internets. Dont feed the trolls!

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Liebe Mundräuber,
für mein Teil begreife ich eher kein bißchen wie so eine wunderbare Idee bei irgend jemandem in den falschen Hals geraten kann.
Eigentlich wollte ich nur mal ein Bärlauchpesto machen und habe mich gefragt, wo ich den wohl finden könnte. So bin ich dann auf eure Seite gestoßen. Da brauchte ich nicht die SZ, um zu verstehen, wie viel da mit dran hängt, das für uns Menschen und die Mitwelt von existentieller Bedeutung ist. So viele von uns müssen wirklich erstmal wieder begreifen (im wahrsten Sinne des Wortes) was Mutter Erde uns alles zu schenken hat und wie gut wir hier auf unserem Heimatplaneten versorgt sind, ohne uns verrückt machen zu müssen. Das heißt ja nicht "ohne etwas zu tun", wie eure tolle Ernteaktion zeigt (Von Bayern aus etwas weit leider, sonst hätte ich da auch Lust drauf). Neben den ungenutzten Obstbäumen sind das aber noch ganz viele andere Pflanzen, von denen viele nicht ahnen, dass sie nicht nur essbar, sondern auch noch extrem gesund sind. Junge Baumblätter oder junges Nadelgrün, an sowas hätte ich bis vor kurzem als mögliche Nahrungsquelle nicht im Traum gedacht. Warum ist das so, wieso haben wir alle kaum eine Ahnung?, habe ich mich entgeistert gefragt. Na egal, solange sich das jetzt endlich wieder ändert.
Also macht weiter so! Eine Idee, deren Zeit gekommen ist, läßt sich nicht aufhalten. Was ihr macht ist einfach superkalifragilistischexpialigetisch!
Liebe Grüße von Kerstin aus Nürnberg