Der bugaloo, unsere Ernte-Camps und eine Offenbarung


„ ... was machen die da eigentlich mit ihren Erntecamps ... ich habe da eine Theorie ... wird der Saft verkauft ... wer verdient da was dran ... werden die Freiwilligen hier ausgenutzt ... „

Fragen über Fragen, die uns zu unserem Projekt Erntecamps und bugaloo direkt von Teilnehmern und über die sozialen Netzwerke gestellt werden. Es ist also an der Zeit, euch die Projektidee und das Konstrukt aus Bundesgartenschau, Mosterei und mundraub.org vorzustellen. 

Die Mosterei Ketzür in Brandenburg und ich (Kai, der Gründer von mundraub.org) hatten vor zwei Jahren die Idee, für die Bundesgartenschau 2015 (kurz BUGA) einen Saft anzubieten, der aus ungenutztem und / oder öffentlichem Obst gewonnen wird. Für die Mosterei ist ein Ereignis wie die BUGA natürlich eine Chance, regional bekannter zu werden und Produktionskapazitäten auszubauen. Für mich war es die Möglichkeit herauszufinden, warum Alleenobst in Brandenburg nicht mehr genutzt wird und Leute aus der mundraub-Community mal "in echt" kennenzulernen.

Dabei hatte ich mehrere Ziele im Auge:

  • Ich wollte zur Erntezeit endlich mal wieder ein paar Tage draußen sein. Seitdem ich die Seite mundraub.org betreibe, mache ich selbst keinen mundraub mehr, da in der Herbstzeit zu viel im Büro zu tun ist.
  • Ich wollte herausfinden, ob sich Alleenobst wie früher, „rechnen“ kann, um Argumente für Gemeinden, Landkreise und deren Straßenbauverwaltungen zu finden, damit diese schönen Landschaftselemente nicht verschwinden und vielleicht wieder eine Renaissance erleben könnten. Derzeit werden nämlich jährlich knapp zehntausend Alleenobstbäume allein in Brandenburg gerodet. Herausfinden wollte ich dies im Gespräch mit Bürgermeistern (ideelle Werte) und über die Kakulation.
  • Ich dachte, dass eine BUGA ein guter Aufhänger ist, um das Thema etwas mehr in die Öffentlichkeit zu bringen. Vor allem weil sie 2015 im Havelland stattfindet, und Herr Ribbeck aus dem Havelland ein bekennender Mundräuber war.
  • Mit einem Großereignis wie der BUGA umgeht man die zermürbende Mühle, durch die man gedreht wird, wenn man im Handel gelistet werden will. Hier gehen gleich mal ein paar zehntausend Liter weg, ohne viel Bürokratie und Vertriebsarbeit. Ich weiß, wovon ich rede, denn ich habe ein kleines Unternehmen in der Lebensmittelbranche.

Soweit die Geschichte, wie diese Idee zustande gekommen ist. Nun war die Herausforderung, dass die BUGA diese Idee unterstützt und uns den Saft abnimmt. Anfangs war es schwierig, aber mit jedem der gefühlt zehn Treffen fanden sie es interessanter und haben JA gesagt. Und nun gibt es ab Frühjahr 2015 für ein halbes Jahr den bugaloo in 15 BUGA-Gaststätten zu kaufen.

Zur Frage, ob ein Player, wie die BUGA dieses Projekt finanziert oder fördert: nein, das tut sie nicht. Wir mussten ein Darlehen aufnehmen, um Flaschen, Kronkorken, Etiketten, die Erntecamps, die Produktion und die Lagerkapazitäten vorzufinanzieren. Geld fließt erst, wenn im April 2015 die erste Flasche verkauft wird. Bis dahin wird der Saft in der Mosterei eingelagert und die monatlichen Zinsen rattern. Wir haben mit der BUGA vereinbart, dass wir 20.000 Liter produzieren, das sind 80.000 Flaschen. 

Um die Menge von 20 Tsd. Litern zu produzieren, braucht man 25 Tonnen Obst. Dieser Part obliegt uns und damit der mundraub-Community. Konstantin hat sich deshalb mächtig ins Zeug gelegt und Gemeindeflächen ausfindig gemacht, die Camps mit Bürgermeistern und anderen Interessengruppen abgesprochen und die Anmeldungen und Kommunikation mit den Freiwilligen übernommen. Das war ein amtlicher Marsch durch die Institutionen (ach nein, das war ja was anderes, nicht wahr?) Wie auch immer: wir wollten zusammen mit Leuten ernten, draußen sein und einfach mal ausprobieren, ob Erntecamps mit euch Spaß machen. Ein entspannter Arbeitseinsatz, wo ihr am Baum oder am Lagerfeuer im Gespräch mit uns und den anderen Teilnehmern etwas lernt, wo es auch interessante Gegenwerte gibt, wie T-Shirts, Mundräuber-Hhandbücher, selbstgepressten Saft oder Vollverpflegung mit Bioessen. Und wir wollten mit den Leuten vor Ort ins Gespräch kommen und bisschen Stadt-Land-Connection betreiben. Immerhin haben wir auf den ersten beiden Camps Kälbern Ohrenmarken verpasst, Salzgurken von der Freiwilligen Feuerwehr bekommen und erfahren, dass nur deshalb so viel Fahrzeigverkehr auf der Landstraße ist, weil wir dort sind. Neugierige Anwohner eben.

Jetzt haben wir die ersten 12.000 Liter im Lager und Mitte Oktober werden wir die letzten 8.000 Liter machen. Und nun stillen wir eure Neugier und veröffentlichen die Kalkulation der Camps. Die Zahlen der ersten beiden Camps sind da und wir haben sie für das dritte nach oben skaliert. Wenn wir die 25 Tonnen am Ende gemeinsam schaffen, wird das eintreten, was ihr in dem Diagramm findet. Aus der Kalkulation wird ersichtlich, dass wir uns mitnichten bereichern und dass hier der gemeinnützige Aspekt im Vordergrund steht. Das Gleiche gilt für die Mosterei.

Aber es wird auch klar, dass alle Teilnehmer ein bisschen mit anpacken müssen. 

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ich bewundere die Initiatoren und Helfer von Mundraub! Das Vergammeln von Lebensmitteln empfinde ich als unverantwortlich und dazu gehören auch die "wilden" Obstbäume, die ungenutzt sind. Leider bin ich zu alt und nicht mehr beweglich genug, um das Obst einzusammeln und bin auf die Märkte angewiesen.
Macht weiter, vielleicht könnt ihr weiter "wachsen".