Die Essbare Landschaft im Winter

Gerade nichts reif? Super! Denn jetzt im Winter kannst du etwas tun, um essbare Landschaften zu erhalten und sogar zu erweitern. Wir wollen nicht nur ernten, sondern dafür sorgen, dass die Fülle an Essbarkeiten weiter wächst. Die Vermehrung von Obststräuchern, Obstbäumen und Bärlauch - das sind die Themen im folgenden Artikel. Und es ist gar nicht so schwer. 

Wenn du mundräuberst weißt du bestimmt, wo ein Obststrauch in deiner Nähe wächst. Wenn es zufällig Himbeere, Stachelbeere, Johannisbeere, Holunder oder eine Kornelkirsche ist, dann kannst du diese Kandidaten durch vegetative Methoden vermehren. Wir haben dazu eine Anleitung geschrieben. Du benötigst lediglich eine Gartenschere, einen Topf mit Erde und etwas Geduld bis zum Frühling.

Steckhölzer

Obststräucher kannst du aber auch vermehren, indem du einen Teil des Strauches ausgräbst und an einer anderen Stelle wieder einpflanzt. Wir haben im letzten Frühjahr aus einem Park einen Johannisbeerstrauch ausgegraben und vor unserem Büro wieder eingesetzt. Bereits im anschließenden Sommer trug er Beeren. Wichtig ist, dass er zu Beginn gut gegossen wird, damit er auch vernünftig anwächst. 

Johannisbeere in der Stadt

Wenn du etwas mehr Aufwand betreiben möchtest, kannst du natürlich auch einen Obstbaum im öffentlichen Raum pflanzen. Wir haben zusammen mit ein paar Leuten vor Weihnachten ein Dutzend Geburtsbäume gepflanzt. Es muss nicht gleich so eine aufwändige Aktion werden; ein Baum reicht auch erst einmal. Du brauchst eine Fläche, auf welcher der Obstbaum sicher und in Ruhe gedeihen kann. Und Dünger. Am besten eignet sich Kompost oder Stallmist, aber es geht auch Kaffeesatz, der ein hervorragender Kalium-, Phosphor- und vor allem Stickstoffdünger ist. Der durchschnittliche Verbrauch an Kaffee ist hierzulande sechs Kilogramm pro Kopf und Jahr. Falls du dich also für die Kaffeedüngung entscheidest, solltest du lieber bis zum nächten Winter "abwarten und viel Kaffee trinken" und natürlich den Kaffeesatz sammeln.

Obstbaum pflanzen

Bald sprießt auch wieder der Bärlauch und selbst diesen kannst du vermehren. Ich selbst habe es noch nicht ausprobiert, aber von jemandem eine Anleitung, gefunden, der das seit zwanzig Jahren macht. 

Bärlauch

Hast du schon mal Bärlauch und Obststräucher vermehrt oder einen Obstbaum in der Öffentlichkeit gepflanzt? Wir freuen uns über deine Erfahrungen in der Diskussion.

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Bei Kornelkirsche wachsen Steckhölzer oft nicht an, weil Kornelkirschen sehr hartes Holz haben.
Kornelkirschen kann man aber durch Ableger vermehren, o. durch Wurzelschnittlinge: Im Spätherbst - Vorfrühling schneidet man Wurzeln von ca. 1 – 0, 5 cm Durchmesser ab u. markiert das untere Ende (was weiter von Stamm entfernt ist), da der Austrieb nur am oberen Ende erfolgt. Die Wurzeln schneidet man in ca. 5 cm lange Stücke (unten z. B. durch Schrägschnitt markieren), legt diese senkrecht o. schräg (oberes Ende nach oben) in feuchtes sandiges Substrat, bedeckt sie leicht mit Substrat u. gießt an. Die Töpfe lagert man an einem frostfreiem Ort (z. B. Keller) lagern u. hält sie feucht. Im Frühling treiben die Wurzeln aus.
Oder man sät die Samen der Kornelkirschen aus, am besten gleich nach der Ernte im Freien. Sie brauchen eine längere Kälteperiode, bevor sie im Frühling keimen. Bei der Vermehrung durch Aussaat muss man min. 5 - 7 Jahre warten, bis die Sträucher Früchte tragen.

Brombeeren lassen sich leicht durch Absenker vermehren: Man gräbt eine Triebspitze einige cm tief in den Boden ein u. befestigt sie mit einem Stein, so dass der Trieb nicht vom Wind wieder aus der Erde gezogen wird. Man kann auch gleich an der Stelle einen Blumentopf mit Abzuglöchern eingraben. Man hält den Boden an der Stelle feucht. Schon nach wenigen Monaten haben sich Wurzeln gebildet, so dass man den Trieb ca. 20 – 30 cm oberhalb der Wurzeln von der Mutterpflanze abschneiden kann.

Beim Bärlauch habe ich auch die Erfahrung gemacht, dass die Samen so frisch wie möglich sein müssen u. man sie am ersten gleich nach Samenreife im Sommer dort aussät, wo der Bärlauch wachsen soll. Gekauftes Saatgut keimt oft nur noch schlecht o. gar nicht, weil es z. T. schon mehrere Monate o. über 1 Jahr lang gelagert wurde.
Man kann auch die Bärlauch-Zwiebeln ausgraben, dies klappt man besten im Herbst (Sept. - Nov.). Falls in der Natur ausgegraben wird, bitte darauf achten, dass das Gebiet nicht unter Naturschutz steht (dort ist Ausgraben verboten u. strafbar).
Man muss im Frühling die Stelle, wo Bärlauch wächst, mit einem Schild etc. markieren, damit man weiß, wo man im Herbst graben muss. Man gräbt die Zwiebeln mitsamt des umgebenden Substrats aus u. hält dieses feucht, denn die Zwiebeln dürfen nicht austrocknen. Am besten gräbt man sie so schnell wie möglich wieder im Freiland ein. Vermehrung durch Zwiebeln hat den Vorteil, dass man schneller große Pflanzen hat, die man oft schon im 1. Jahr beernten kann.
Im Garten sollte man Bärlauch-Samen dort säen bzw. Bärlauch-Zwiebeln dort eingraben, wo es schattig u. feucht ist. Ideal ist Ton- o. Lehmboden unter o. neben Gehölzen, wo man im Herbst das Laub liegen lässt. Gut sind Standorte, die im Frühling nicht von der Mittagssonne beschienen werden, ansonsten machen die Bärlauch-Blätter schnell schlapp.